100 Jahre HTC

HTC erreicht die Bundesliga-Aufstiegsrunde

 

Wir schrei­ben das Jahr 1978. Und der HTC Kup­fer­dreh ver­zeich­net einen der größ­ten, wenn nicht den größ­ten Erfolg sei­ner Geschich­te. Die ers­te Her­ren­mann­schaft ver­lor zwar das Fina­le um die West­deut­sche Meis­ter­schaft gegen den Cre­fel­der HTC mit 0:1, qua­li­fi­zier­te sich als Vize­meis­ter aber für die Teil­nah­me an der Bun­des­li­ga-Auf­stiegs­run­de. Auch, wenn das ganz gro­ße Ziel am Ende knapp ver­passt wur­de, ging die­ser Erfolg als einer der größ­ten in die Ver­eins­his­to­rie ein, weil er dem Club auf bun­des­wei­ter Ebe­ne Repu­ta­ti­on ver­schaff­te. Die Mann­schaft befand sich damals auf ihrem Zenit. Ein ver­gleich­ba­rer Erfolg konn­te in den fol­gen­den Jah­ren nicht mehr erreicht wer­den.

Über­ra­schend kam der Erfolg im Jah­re 1978 aller­dings nicht. Die WAZ schrieb damals in ihrer Sai­son­vor­schau, dass die Kup­fer­dre­her als Sai­son­ziel den Bun­des­li­ga­auf­stieg anpei­len und sich des­halb schon im Auf­takt­spiel gegen Ober­hau­sen kei­nen Aus­rut­scher leis­ten dürf­ten. Das taten sie auch nicht und mach­ten schließ­lich mit einem 3:0‑Erfolg beim Club Raf­fel­berg im letz­ten Spiel der regu­lä­ren Sai­son die Teil­nah­me an der Auf­stiegs­run­de klar.

HTC Kupferdreh gegen Crefelder HTC, Braunschweig und Großflottbek nur Außenseiter

Dort tra­fen die Esse­ner auf den Cre­fel­der HTC, den Braun­schwei­ger THC und den Groß­flott­be­ker THGC aus Ham­burg. Die NRZ schrieb damals im Mai 1978 in ihrem Ankün­di­gungs­be­richt, dass der HTC „in der Auf­stiegs­run­de nach den Ster­nen greift.“ Ein bild­haf­ter Ver­gleich, der die Außen­sei­ter­rol­le des klei­nen Clubs aus dem Esse­ner Süden tref­fend wie­der­gab. Der Mann­schafts­ka­pi­tän der Kup­fer­dre­her sah sein Team nur in der Außen­sei­ter­rol­le, obwohl man die Liga mit 21:7 Punk­ten als Grup­pen­sie­ger sou­ve­rän abge­schlos­sen hat­te. Mit dem Cre­fel­der HTC war­te­te eine bekann­te Grö­ße. Die ande­ren bei­den Teams aus Braun­schweig – der ver­meint­li­che Auf­stiegs­fa­vo­rit – und Groß­flott­bek waren für den HTC eher unbe­kann­te Grö­ßen.

Inter­es­sant, was die NRZ damals zum Etat des Ver­eins schrieb: „Gro­ße Kos­ten kom­men auf den klei­nen Ver­ein (Etat 15.000 Mark) nicht zu. Die Fahrt­kos­ten nach Ham­burg (17.6.) wer­den geteilt. Außer­dem hofft man im Heim­spiel gegen Braun­schweig (10.6.) bei den erwar­te­ten 500 Zuschau­ern auf eine gro­ße Ein­nah­me.“

HTC muss kurz vor Schluss den Ausgleich von Dirk Wellen hinnehmen

Den Auf­takt mach­te die Par­tie in Kre­feld. Dort hol­te der HTC ein beacht­li­ches 1:1. Eine Vier­tel­stun­de vor Abpfiff waren die Kup­fer­dre­her noch in Füh­rung gegan­gen. In den letz­ten fünf Minu­ten muss­ten sie aller­dings ein hal­bes Dut­zend Straf­ecken über sich erge­hen las­sen, von denen die eine oder ande­re „mehr als zwei­fel­halft“ war, wie die WAZ in ihrem Bericht schrieb. Eine die­ser Straf­ecken führ­te letzt­lich zum Aus­gleich durch ein gewis­ses 16-jäh­ri­ges Jung­ta­lent namens Dirk Wel­len – heu­ti­ger Prä­si­dent der Hockey­li­ga und Vater von Welt­ho­ckey­spie­ler sowie Welt­meis­ter Niklas Wel­len.

Es war eben jener Dirk Wel­len, der Jah­re spä­ter als Kapi­tän im Ver­bands­li­ga-Duell zwi­schen dem Cre­fel­der HTC III und Kup­fer­dreh den HTC mit den Wor­ten begrüß­te: „Vor 40 Jah­ren habe ich übri­gens gegen eure Ers­te an glei­cher Stel­le um den Bun­des­li­ga­auf­stieg gekämpft.“ Wie wahr. Auch, wenn im Gesicht des einen oder ande­ren ungläu­bi­ges Stau­nen zu erken­nen war.

Kupferdreh schlägt den Favoriten aus Braunschweig

Im zwei­ten Spiel erwar­te­te der HTC die hoch gehan­del­ten Gäs­te aus Braun­schweig am Eisen­ham­mer. Dicht gedrängt stan­den die Zuschau­er am Spiel­feld­rand und bil­de­ten eine ein­drucks­vol­le Kulis­se. Die Braun­schwei­ger stan­den nach ihrer Auf­takt­nie­der­la­ge gegen Groß­flott­bek bereits unter Druck und durf­ten sich kei­nen Aus­rut­scher mehr leis­ten. Es war ein Kampf auf Bie­gen und Bre­chen, denn „lan­ge Zeit sah es nicht nach einem Kup­fer­dre­her Erfolg aus. Die Gäs­te beherrsch­ten über wei­te Stre­cken das Spiel­ge­sche­hen (Straf­ecken­ver­hält­nis 5:2 für Braun­schweig), doch schei­ter­ten immer wie­der am her­aus­ra­gen­den Tor­hü­ter Frank Klau­wer, der mehr­fach glän­zend reagier­te und bes­ter Spie­ler sei­ner Mann­schaft war.“ (WAZ).

In der zwei­ten Minu­te der Nach­spiel­zeit erziel­te HTC-Stür­mer Fried­helm Joost den sieg­brin­gen­den Tref­fer für den HTC. In der span­nen­den Schluss­pha­se „muss­ten die Kup­fer­dre­her ban­ge Minu­ten über­ste­hen, als die Braun­schwei­ger drei Straf­ecken zuge­spro­chen beka­men, die aber alle abge­lau­fen wur­den“ (WAZ). Damit stand das Tor zur Bun­des­li­ga nach dem zwei­ten von drei Spiel­ta­gen und der Tabel­len­füh­rung ganz weit auf, wie die NRZ in ihrem Spiel­be­richt titel­te. Klei­ne Anek­do­te am Ran­de: Der Sieg­tor­schüt­ze aus dem Braun­schweig-Spiel trai­niert auch heu­te noch regel­mä­ßig mon­tags in der Ü32-Mann­schaft des HTC mit und zeigt, dass er nichts ver­lernt hat.

Pech in Hamburg: Nur acht Minuten fehlen zum Bundesliga-Aufstieg

Das letz­te und ent­schei­den­de Duell stand in der Woche dar­auf in Ham­burg beim Groß­flott­be­ker THGC an. Ein Punkt hät­te zum Auf­stieg in die Bun­des­li­ga gereicht. Die Ham­bur­ger muss­ten gewin­nen. Und hat­ten sich für die Auf­stiegs­run­de ent­schei­dend ver­stärkt. Fried­helm Joost erin­nert sich: „Die Flott­be­ker tra­ten mit zwei indi­schen Natio­nal­spie­lern an, die das gan­ze Spiel mach­ten.“ Den­noch hielt der HTC als Under­dog glän­zend mit und hät­te es fast geschafft.

„Nur acht Minu­ten fehl­ten Kup­fer­dreh“, schrieb die NRZ tags dar­auf. „Für HTC Kup­fer­dreh hat’s nicht gereicht“, berich­te­te die WAZ. Vor 200 Zuschau­ern fiel der ent­schei­den­de Gegen­tref­fer acht Minu­ten vor dem Schluss­pfiff. Pech für den HTC. Was bleibt, ist die Erin­ne­rung an eine außer­ge­wöhn­li­che Sai­son.

 

Der Kup­fer­dre­her Kader in der Sai­son, die bei­na­he im Bun­des­li­ga-Auf­stieg mün­de­te:
Schnei­der, Klau­wer, Kro­nes, Klauss, Wirth, Acker­mann, Eis­fel­ler, Hau­rand, Heufft, Joost, Fahn, Gas­s­ner, Bechel, Unter­eg­ge.

 

(Cars­ten Acker­mann)

 

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